Das Säulenkreuz auf dem Hauptmarkt in Trier ist ein »Freimonument« und in seiner Art das älteste erhaltene Denkmal auf deutschem Boden.
Die Inschrift auf der Deckplatte des Kapitells ›Henricus archiepiscopus Treverensis me erexit‹, deutsch: »Heinrich, Erzbischof von Trier, hat mich errichtet«, weist das Säulenkreuz in die Zeit der sächsischen Kaiser, in das 10. Jahrhundert (958).
Der Trierer Erzbischof Heinrich I. war ein Vetter Ottos des Großen. Er hatte den Bischofsstuhl von 956 bis 964 inne. Das Kreuz nimmt durch seine zeitliche Stellung einen hervorragenden Platz in der monumentalen ottonischen Kunst und zugleich in der Geschichte der Stadt Trier ein.
Das Original des Kreuzes befindet sich im Städtischen Museum Trier. Auf dem Hauptmarkt steht heute eine renovierte (seit 2004) farbige Kopie, die den Stadtpatron (Petrus), die Sonnenuhr und die Inschrift deutlich erkennen lässt.
Beschreibung des Trierer Marktkreuzes:
Das Säulenkreuz ist ein dreiteiliges freistehendes Monument von rund 5 m Höhe, bestehend aus einem Sockel, einer Säule mit Kapitell und einem Kreuz.
Aus dem Sockel erhebt sich eine Säule aus Granit (Spolie), die von einem antiken Bauwerk aus der Römerzeit stammt. Auf der Säule befindet sich ein Kapitell aus Sandstein. Über dem Kapitell erhebt sich auf einem Sockel ein Tatzenkreuz. Die Vorderseite des Kreuzes (Relief) zeigt ein Lamm Gottes (Agnus Dei).
An den Seiten des Marktkreuzes wurden eine Darstellung des heiligen Petrus und eine Sonnenuhr eingefügt. Auf der Rückseite ist seit 1724 die Inschrift
»OB MEMORIAM SIGNORUM S. CRUCIS QUE CAELITUd UPER OMNES VENERANT
ANNO DOMINI 958 ANNO VERO EPISCOPATUS NOSTRI SECUNDO
HENRICUS ME EREXIT RENOVATUM ANNO 1724« eingemeißelt.
Hiernach wurde das Marktkreuz im Jahre des Herrn 958 durch Bischof Heinrich in seinem zweiten Amtsjahr zur Erinnerung an die Kreuzeszeichen errichtet, die vom Himmel auf die Menschen gekommen sind, wobei angemerkt sei, dass 1724 die obige Neufassung der Inschrift erfolgte.
Vorher lautete die Inschrift wie folgt:
OB MEMORIAM SIGNORUM CRUCIS QUAE CAELITUS SUPER HOMINES VENERANT
ANNO DOMINICAE INCARNATIONIS DCCCCLVII ANNO VERO EPISCOPATUS SUI SECONDO
HENRICUS ARCHIEPISCOPUS TREVIRENSIS ME EREXIT
(Quelle: Reichsunmittelbarkeits-Prozessakten, 19.02.1571, StA Trier)
Das Kreuz steht auf einer alten römischen Säule, die ab 1200 auch als Pranger diente, welcher als Symbol für das Marktgericht stand.
Noch heute sind vier eingeschlagene Löcher zu erkennen, an denen Ketten mit Halseisen, Fußfesseln und Schandstein befestigt waren.
Berichte zeugen ab Mitte des 14. Jahrhunderts von angeblich zwei weiteren Prangern. Wie lange die Säule Pranger war, ist nicht erforscht.
Nach einem Gutachten aus dem Jahre 1958 (Prof. Dr. Bischoff) besteht kein Zweifel, dass die Inschrift auf dem Kapitellrand (»HENRICUS ... ME EREXIT«) im Jahre 958 eingemeißelt wurde.
Unabhängig von der Frage, wann und warum die Kreuzregen-Inschrift angebracht wurde, verdient der mittelalterliche Bericht von dem Kreuzwunder durchaus Beachtung, denn Kreuzwunder sind aus der Römerzeit, dem Mittelalter und der Neuzeit überliefert.
Bereits in Marcus Aurelius Cassiodorus »Historia ecclesiastica tripartita« - dem kirchengeschichtlichen Handbuch des Mittelalters - wird berichtet:
»Auf dem Gewand des Kaiser Julians (Apostat, 332-363 n. Chr.) formten sich vom Himmel herabfallende Regentropfen zu Kreuzen, was die einen als Zeichen für den Untergang des Kaisers hielten, andere mit dem christlichen Dogma erklärten, dass alle mit dem Signum crucis bezeichnet würden.«
Ein anderes Kreuzwunder überliefert derselbe Cassiodor einige Jahre vorher vom Bruder Julians, dem Caesar Gallus († 354 n. Chr.), welchem bei Antiochia ein Säulenkreuz am östlichen Himmel erschien.
Auch für das Jahr 786 erwähnen mittelalterliche Annalen des 9. Jahrhunderts Kreuzerscheinungen auf Kleidern.
Siege hierzu auch: Der Trierer Kreuzregen im Jahr 958