Das Eisen ist vom Himmel auf die Erde gefallen: In Kleinasien werden Eisenfunde, die von Meteoriten stammen, erstmals von Menschen weiterverarbeitet. Die Hettiter benutzen die Funde um ihre Wehrhaftigkeit zu steigern - das erste Eisen wird zur Herstellung von Waffen benutzt.
1.200 v. Chr.
Syrien ist die Geburtsstätte des »künstlich«erzeugten Eisens. Aus Erzen erschmelzen die Waffenschmiede das Material zur Herstellung schlagkräftiger Waffen. Wer das Eisen hat, hat die Macht.
1.000 v. Chr.
Das Wort »Eisen« ist illyrischer Herkunft. Die Illyrer haben landwirtschaftliche Werkzeuge und Geräte aus Eisen hergestellt. Ausgrabungen an Fundorten in Palästina legen Zeugnis ab von diesen Anfängen der Eisenzeit.
800 v. Chr.
Aus dieser Zeit stammen die ersten Funde aus der deutschen Region. Ein eiserner Fingerring, der bei Hannover gefunden worden ist, beweist, dass das Eisen hoffähig geworden ist: Eisen ist Schmuck und damit Statussymbol. Die Verwendung des Eisens in der Kriegstechnik entwickelt sich weiter. Für die Befestigung von Lanzenspitzen werden eiserne Nieten verwandt.
400 v. Chr.
Im Siegerland entsteht die erste Eisenmetropole. Eisenerz und Holzvorkommen bilden die Grundlage für die rasch erblühende Eisenindustrie. Im Rennofen wird schon die spätere Hochofen-Technik vorweggenommen: Holzkohle dient als Brennstoff, Verbrennungswind steigert die Temperatur bei der Schmelze.
1200
In Rom verwendet man Wasserräder zur Herstellung von Eisen. Wasserräder treiben sowohl Blasebälge als auch Schmiedehämmer an. Die Mechanisierung der Eisenerzeugung hat eingesetzt.
1430
Erstmals wird im Saarland die Existenz von eisenverarbeitendem Gewerbe erwähnt. Ein Schriftfund beschreibt »isenschmitten und kolegruben im Sindertal«. Auch damals schon waren Eisenindustrie und Bergbau eng verwoben.
1539
Die älteste Eisenhütte im Saarland wird in Neunkirchen gegründet. 1806 übernehmen die Gebrüder Stumm das Neunkircher Eisenwerk. Die »Ära Stumm« prägt die Industrie- und Sozialgeschichte nicht nur im Neunkircher Raum. 1982 wird das Eisenwerk stillgelegt, die Anlage wird abgerissen. Heute erinnern nur noch wenige Relikte an eine der wichtigsten Industriestätten im Saarland.
1572
In Geislautern bei Völklingen entsteht eine Eisenhütte. Hier werden Minette-Erze aus der Gegend von Hayingen verarbeitet. Über Jahrhunderte wird der Standort beibehalten. Mit Gründung der Völklinger Hütte verschwindet die Schmelze in Geislautern. Viele Arbeiter bringen ihre Erfahrung im Röchling’schen Eisenwerk ein.
1709
In England wird das erste Eisen im Kokshochofen geschmolzen. Endlich ist es möglich, die reichlich vorhandene Steinkohle bei der Verhüttung zum Einsatz zu bringen. Es ist höchste Zeit: Gerade auf der britischen Insel ist der Waldbestand durch die intensive Produktion von Holzkohle stark dezimiert.
1711
Newcomen baut die erste atmosphärische Dampfmaschine. Für die Hüttenindustrie eine existentiell wichtige Innovation. Man wird unabhängig von Standorten entlang der Flüsse. Auf die unzuverlässige Wasserkraft kann bald beim Antrieb von Gebläsen und Hämmern verzichtet werden.
1740
In England gelingt es zum ersten Mal, flüssigen Stahl mit dem Tiegelstahlverfahren herzustellen.
1784
In England wird das Puddelverfahren eingeführt. Mit dem Puddelverfahren ist erstmals die Herstellung eines qualitativ hochwertigen Stahls in großen Mengen möglich. Die Technik des Puddelns wird in vielen Hütten bis Ende des 19. Jahrhunderts beibehalten.
1796
In Deutschland geht der erste Kokshochofen in Betrieb. Eine Eisenhütte in Gleiwitz in Oberschlesien setzt die neue Technik zum ersten Mal ein.
1824
Vierzig Jahre nach ihrer Entdeckung findet die Puddeltechnik auch Einzug in deutsche Hüttenwerke. In Rasselstein in der Nähe von Neuwied wird das erste Puddelwerk in Deutschland gebaut.
1835
Eine Schlüsselinnovation verändert schlagartig die Welt: Die erste Eisenbahn befährt die Strecke zwischen Nürnberg und Fürth. Für die eisenschaffende Industrie ist das neue Verkehrsmittel von zweifacher Bedeutung: Transportwege werden erleichtert und die Eisenbahngesellschaften sind gute Kunden für Stahlprodukte aller Art. Die Produktion von Eisenbahnschienen sichert für viele Hüttenwerke die Existenz.
1850
Die Erfindung Hans Bessemers läutet das Zeitalter des Massenstahls ein. Mit dem Bessemer-Verfahren kann die stetig steigende Produktion an Roheisen bewältigt werden. Die rasch wachsende Nachfrage nach Stahl kann endlich befriedigt werden.
1857
Der Engländer E. A. Cowper meldet ein Patent für steinerne Winderhitzer an. Fast unverändert hat sich die Technologie der Winderhitzer bis heute erhalten. Durch die aufgeheizten Steine können die Windtemperaturen erreicht werden, die im Hochofen das Erz zum schmelzen bringen.
1879
Sidney Gilchrist Thomas erfindet das nach ihm benannte Verfahren der Stahlherstellung. Für die Stahlwerke im Saar-Lor-Lux-Raum ist die Neuerung von besonderem Interesse: Mit dem neuen Verfahren kann Roheisen, das aus der stark phosphorhaltigen Minette erschmolzen wurde, zu brauchbarem Stahl weiterverarbeitet werden.
1881
Carl Röchling kauft ein stillgelegtes Stahlwerk in Völklingen. Er setzt auf die Produktion von Roheisen: 1883 wird der erste Hochofen abgeblasen.
1895
Die Gasmotorenfabrik Deutz in Hörde konstruiert die erste Gichtgasmaschine. Damit ist der Durchbruch geschafft. Das »Abfallprodukt« Gichtgas kann als Energiespender im Verhüttungsprozess genutzt werden.
1900
Die Gebrüder Röchling erkennen sofort die Bedeutung der Gasmaschine für die weitere Entwicklung der Eisenindustrie. Abseits der Hochöfen wird das Gebläsehaus gebaut.
1928
Auch die Sintertechnik bietet die Chance, Reststoffe des Verhüttungsprozesse – Feinerz, Gichtstaub – zu recyceln. In Völklingen entsteht eine der modernsten Sinteranlagen in Europa.
1965
In der Völklinger Hütte arbeiten über 17.000 Menschen. Damit ist die höchste Beschäftigtenzahl in der Geschichte des Werkes erreicht.
1986
Die Hochöfen der Völklinger Hütte werden stillgelegt. Viele Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Eisenzeit in Völklingen geht zu Ende.
1994
Die UNESCO erklärt die ›Völklinger Hütte‹ zum Weltkulturerbe
Quelle: www.voelklinger-huette.org