Das Jahr 2000 war nicht nur ein neues Jahrtausend, es war für Perl auch ein besonders großes Jahr in der Quirinus-Verehrung.
Am 1. Mai 2000 fand der jährliche Quirinusritt mit einer Beteiligung von 173 Reitern, 4 Gespannen, und 2 Planwagen statt. Die Presse schrieb von 5.000 Menschen, welche entlang des Prozessionsweges den Prozessionszug das »Spektakel« verfolgten.
Der Quirinusritt wurde auch zur ersten Veranstaltung im Vorlaufprogramm für den »Saarlandtag 2000« gekürt.
Mit dieser Menschenmenge gelangte man an die Grenze des Machbaren. »Die Organisatoren hatten keine leichte Aufgabe zu bewältigen«, schrieb die Presse und: »Lobenswert die Disziplin, mit der alle Beteiligten zu einem reibungslosen Ablauf bei trugen«. Und weiter: »die Quirinusverehrung in Perl an der Obermosel ist seit 950 Jahren lebendig«.
Am 14. Mai 2000 nahm eine Delegation aus Perl an der »950-Jahr-Feier« der Stadt Neuss als Ehrengäste teil. Nach dem Empfang der Stadt Neuss durch den damaligen Oberbürgermeister Naab wurde ein Pontifikalamt mit dem damaligen Kardinal Joachim Meisner (dem damaligen Erzbischof von Köln) im Quirinusmünster gefeiert.
Nach der anschließenden, eindrucksvollen Prozession mit dem Schrein des Heiligen, welcher von einem prächtigen Pferdegespann durch die Straßen von Neuss gezogen wurde, lud Kardinal Dr. Joachim Meisner, als Schirmherr der 950 Jahr-Feier, zum Empfang ins Zeughaus nach Neuss ein.
Bei diesem Empfang bot sich der Perler Delegation mit dem Bürgermeister Toni Hoffmann, dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und Ortsvorsteher Gerhard Hein und Herrn Günter Bladt die Gelegenheit, seiner Eminenz, Kardinal Dr. Joachim Meisner »Perler Quirinuswein« zu überreichten. Der Kardinal war sichtlich erfreut und unterhielt sich angeregt mit der Perler Delegation.
Er sagte u.a. wörtlich: »Am kommenden Mittwoch feiere ich mein 25-jähriges Bischofsamt, da kommt mein Freund Kardinal Ratzinger aus Rom. Da werden wir zwei (gemeint war damit der damalige Kardinal Meisner und der spätere Papst Benedikt XVI.) eine Flasche Perler Quirinuswein trinken.«
Wenn Kardinal Meisner seine Aussage wahr gemacht hat, woran die Delegation nicht zweifelte, kann man mit Fug und Recht sagen, dass der ehemalige Papst Benedikt der XVI. schon Perler Quirinuswein getrunken hat.
Anzumerken ist noch: Es handelte sich bei dem Weinpräsent um einen 1998er Qualitätswein der Rebsorte »Auxerrois« aus der Weinlage »Quirinusberg« in Perl.
Am 8. August 2000 erreichte Perl eine überaus erfreuliche Nachricht aus Neuss:
Der (damalige) Kardinal Meisner, (damals) Erzbischof von Köln, hat die Genehmigung erteilt, den Quirinusschrein des Quirinusmünsters in Neuss zu öffnen, um eine Reliquie zu entnehmen.
Bereits am 5. September 2000 wurde der Schrein von Dom-Goldschmied Peter Bold zum ersten Mal nach 113 Jahren geöffnet und die Gebeine des Hl. Quirinus kam ans Tageslicht. Unter der Leitung von Herrn Dr. Klaus Dick, damals Weihbischof von Köln, wurde ein Knochenstück vom Schädel des Hl. Quirinus abgetrennt und für die Perler Pfarrkirche entnommen. Eine weitere ebenfalls entnommene Reliquie war für die Pfarrei Püchersreuth in der Oberpfalz vorgesehen, wo ebenfalls der Hl. Quirinus verehrt wird.
Dies ist durch ein Zertifekat mit Unterschrift, Siegel und Wappen von Weihbischof Dr. theol. Dick bestätigt worden. (siehe oben rechts)
Für die Übergabe wurde ein schmuckes Holzkästchen mit neun »Kugeln« und der Quirinus-Standarte angefertigt. In dessen Innern liegt ein kleineres Kästchen, das mit rotem Bischofssiegel verschlossen ist. Darin ruht eine seltene Kostbarkeit: ein Knochenstück des heiligen Quirinus.
Der Reliquienkasten in Neuss wurde im September 2000 verschlossen, mit dem Bischofs-Siegel versehen und provisorisch in den Schrein geschlossen. Am 30. April 2001 machte sich eine Delegation aus Neuss mit dem Holzkästlein und der sich darin befindenden Reliquie auf den Weg nach Perl ins Saarland.
Der für den 1. Mai 2001 geplante Quirinusritt stand unter keinem »guten Stern«, doch sollte das Jahr 2001 doch auch noch ein besonderes Jahr in der Quirinusverehrung werden.
Leider musste die Teilnahme von Pferden am geplanten Quirinusritt wegen einer Tierkrankheit in der Region (Maul u. Klauenseuche), bei bereits 155 vorliegenden Anmeldungen, abgesagt werden. Dennoch ist der 30. April und der 1. Mai 2001 in die Quirinus-Geschichte von Perl eingegangen - als »Quirinusritt ohne Pferde«.
Am 30. April überbrachte eine Delegation aus Neuss, angeführt von Oberpfarrer Monsignore Dr. Hans Dieter Schelauske, die bereits erwähnte, kostbare Kopf-Reliquie zusammen mit der ebenfalls bereits erwähnten Urkunde.
Bei einem Freundschaftstreffen begrüßte man die Reliquie und die Neusser Gäste gebührend. Ein Höhepunkt in der Quirinusgeschichte war, als Monsignore Dr. Schelauske dem Perler Pfarrer Dechant Uwe Janssen die Reliquie überreichte.
Am 1.Mai 2001 fand aus Anlass der Überbringung der Reliquie ein Pontifikalamt in der Pfarrkirche in Perl statt. Hauptzelebranten waren Herr Dechant Janssen und Herr Monsignore Schelauske, der auch die Festpredigt hielt. Weiter wirkten mit: Pfarrer Jean Claude Dreher, Saint Quirin, Erzpriester Josef Leconte, Sierck-les-Bains, Abbé Jean Marie, Goby, Abbé Etienne Heinz aus Conz, Diakcre Bouwe (alle aus Frankreich) und Pastor Fronsoire Terzer aus Schengen/Remerschen (Luxemburg).
Im Anschluss an das Pontifikalamt fand eine historische, feierliche Quirinusprozession durch die Straßen von Perl statt. Angeführt von den Musikfreunden Perl/Besch, Kirchenchor, Fahnenträger und Vertreter der örtlichen Vereine, des Pfarrgemeinderates und der Feuerwehr unter deren Ehrenwehrführer Horst Lamberti, welcher die Schatulle mit der Reliquie trug. Kommunionkinder, Messdiener und die Geistlichkeit, angeführt von Dechant Janssen, welcher das Allerheiligste durch den Ort trug, folgten und präsentierten die Reliquie der Öffentlichkeit. Ebenfalls nahmen hohe Würdenträger der Stadt Neuss und Saint Quirin (F) an den Feierlichkeiten in Perl teil.
Nach Ausbesserungsarbeiten und der Anfertigung einer Urkunde hat der Weihbischof Dr. Klaus Dick am Sonntag, 6. Mai 2001 in einem Pontifikalamt in St. Quirin in Neuss den goldenen Schrein durch den Goldschmied Peter Bold offiziell schließen lassen. Am Ende des Pontifikalamtes wurde der Schrein mit einer Quirinus-Prozession über den Münsterplatz und den Freithof getragen.
Quellen: heiligenlexikon.de/Biographien; pfarreiengemeinschaft-perl.de; de.wikipedia.org; quirinus-perl.de; st-quirinus-neuss.de; rp-online.de