Einer mündlichen Überlieferung nach soll sich das Grab des Pontius Pilatus an der mittleren Saar bei Dillingen befindet. Dies ist zwar vermutlich eine Legende, doch der historische Hintergrund könnte durchaus der Realität entsprechen.
Der römische Reichsbeamte Pontius Pilatus lebte und wirkte in den Jahren 26–36 n. Chr. als Präfekt (»Landpfleger«) in der Unruheprovinz Judäa.
Er war es, der Jesus Christus zum Tod am Kreuz verurteilte.
Nachdem Pontius Pilatus Jesus zum Tode verurteilt hatte, wurde er verklagt, nach Rom zurückberufen und nach Gallien verbannt.
Es gab damals scheinbar nur wenige Gegenden im Imperium um einen römischen Statthalter zu bestrafen, denn im Unruheherd Palestina war er ja schon - und das wurde ganz und gar nicht als Belohnung angesehen!
So kam Pilatus nach Pachten bei Dillingen im Saarland, wo er im Jahr 41 durch Selbstmord starb. Er stürzte sich in sein Schwert und wurde so begraben, wie er aufgefunden wurde: auf »Maul und Nas'«.
Was die Formulierung »auf Maul und Nase« betrifft, dürfte dies die Erklärung sein: Man fand bei Freilegung römischer Gräber einen nicht mehr identifizierbaren Steintorso bäuchlings in der Erde liegend; die Situation unterstützt die These von Selbstmord durch das eigene Schwert.
Noch heute hört man nachts im Haibachtal seinen Ruf: »Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten.«
Als einzige nichtgöttliche Person neben der Jesus-Mutter ist er im apostolischen Glaubensbekenntnis namentlich genannt. »Geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben« heißt es da.
Historisch verbürgt ist, dass Pilatus später bei der kaiserlichen Verwaltung in Ungnade fiel. Wahrscheinlich waren finanzielle Unregelmäßigkeiten der Hauptgrund. Jedenfalls wurde er nach Rom zitiert, um sich dort zu rechtfertigen.
Der Legende nach hat man ihn danach verbannt, einer Version zufolge in den Ort Pachten im Saarland, der zur Römerzeit »Contiomagus« hieß.
Der Ort ist keltisch-römischen Ursprungs. Das »Vicus Contiomagus« war in gallorömischer Zeit ein regionales Zentrum an der Kreuzung zweier wichtiger Fernstraßen von Metz nach Mainz und von Trier nach Straßburg.
Um 275/276 wurde »Contiomagus« im Laufe der germanischen Invasion zerstört.
Einzelfunde römischen Ursprungs sind seit Langem bekannt, systematische Ausgrabungen begannen jedoch erst im 20. Jahrhundert. Grabungsfunde sind im Museum Pachten zu sehen.
Zwar erheben weitere Ortschaften in Europa denselben Anspruch, doch für den heutigen Stadtteil von Dillingen spricht, dass selbst eine blühende Fantasie nicht ohne Grund darauf verfallen sein kann, einen so kleinen und unbekannten Ort als letztes Domizil des Verbannten zu nennen.
Bis in die heutige Zeit jedenfalls werden die Pachtener Bürger von einigen ihrer Nachbarn »Pilatus-Brüder« genannt.