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Website Thomas Abel

Kath. Kirchen in Oberwürzbach

 Pfarrkirche Herz Jesu

  • 1922-23 Neubau
  • Architekten: Wilhelm Schulte jun. (Neustadt) und Forster
  • 1950-51 Erweiterung
  • 1990-93 Restaurierung (Fenster; Dach)
  • Künstler: Józef Furdyna (Krakau/Polen), 26 Buntglasfenster 1990
  • Schlossermeister Gerald Becker und Malermeister Ewald Schmitt (Oberwürzbach), Kreuz auf dem Kirchendach über dem Hauptaltar 1993

Quellen: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Archiv, Bestand St. Ingbert, Herz Jesu Oberwürzbach (Dossier K 533)  Literatur-Auswahl: Bernhard H. Bonkhoff: Die Kirchen im Saar-Pfalz-Kreis. Saarbrücken 1987


Geschichte der Pfarrkirche Herz Jesu, Oberwürzbach 

Wie eine Schule bis in unsere Tage hinein zu einem unverzichtbaren Bestandteil eines Dorfes gehörte, so prägt und vielleicht gerade heute wieder ganz besonders, die Kirche das Gesicht einer Gemeinde.

Oberwürzbach, zwischen herrlichen Wäldern im Würzbachtal liegend, besitzt seit 1923 ein Gotteshaus. Vorher musste man zum Gottesdienst nach Ommersheim. Schon vor dem ersten Weltkrieg beabsichtigten die Katholiken, ein eigenes Gotteshaus zu bauen.

Verschiedene Pläne lagen bereits dazu vor. Die nach dem Krieg einsetzende Inflation drohte die gesammelten Gelder ganz zu vernichten. Doch dem damaligen Pfarrherrn war es zu verdanken, dass vor der gänzlichen Entwertung mit den vorhandenen Mitteln eine Kirche gebaut werden konnte.

Am 11. Juni 1922, es war der Dreifaltigkeitssonntag, wurde die Grundsteinlegung in feierlicher Weise vollzogen. Ein Sohn der Gemeinde, Pfarrer Hermann Nohr, hielt die Festpredigt.

Tags zuvor hatte man den Grundstein in einem festlich geschmückten Wagen vom Steinbruch am Fuhrweg, wo er neben den anderen Steinen für den Kirchenbau gebrochen wurde, zu Tal gebracht.

Die beiden ältesten Bürger des Ortes, Peter Johann Becker, »Gimpel« und »Peitches Bäwel«, Frau Cottilon geb. Omlor, durften als Ehrengäste mit auf dem Wagen sitzend den Grundstein zur Kirche geleiten.

Als der damalige Bischof Dr. Ludwig Sebastian am 22. Juli 1923 von Ommersheim kommend in Oberwürzbach eintraf, um die neue Herz-Jesu-Kirche zu konsekrieren, hatte der alte Kirchenpfad (schon auf einer alten Bannkarte von 1578 ist er eingezeichnet), auf dem seit alters her die Gläubigen nach Ommersheim in die Kirche gingen, seine Bedeutung verloren.

Doch lassen wir über diesen Feiertag, der ein ganzes Dorf bewegte, den Chronisten selbst zu Worte kommen:

Kirche und Schulhaus

In der Westpfälzischen Zeitung vom 24. Juli 1923 wird über den Kirchweihtag folgendes berichtet:

»Ein schöner und denkwürdiger Tag für die hiesige Gemeinde war der gestrige Sonntag. Was seit vielen Jahren ersehnt und unmittelbar vor Kriegsbeginn fast Wirklichkeit wurde, nämlich der Bau eines Gotteshauses, ist nun vollendet und wurde von unserem Hochwürdigsten Herrn Bischof feierlich eingeweiht.

Die Oberwürzbacher taten denn auch alles, was in ihren Kräften stand, um diesen Tag recht festlich und würdig zu begehen. Böllerschüsse bei Tagesanbruch kündeten der Gemeinde den Festtag an. In ein wahres Festgewand war die ganze Ortschaft gekleidet. Noch selten sah man ein Dorf so reich und schön geschmückt wie Oberwürzbach es gestern gewesen war.

Herrlich gestaltete sich der Empfang des Hochwürdigsten Herrn Bischofs, der kurz nach 7 Uhr von Ommersheim her eintraf. In einer fein durchdachten Ansprache begrüßte ihn Herr Adjunkt Becker am Dorfeingang. Seine Bischöflichen Gnaden dankten ihm und der Gemeinde für den schönen Empfang.

In Prozession ging es nun zur neuen Kirche, wo im Beisein von 14 Geistlichen die Weihe ihren Anfang nahm. In andächtiger Stimmung harrten vor der Kirche die Gläubigen, die aus der ganzen Umgebung sehr zahlreich erschienen waren des Augenblickes, wo sie in das Gotteshaus einziehen durften.

Gegen ½ 11 Uhr war die Weihe vollendet. Trotz der großen, stundenlangen Anstrengung ließ es sich der Hochwürdigste Herr Bischof nicht nehmen, noch eine Predigt zu halten, worin er den Oberwürzbachern in herzlichen Worten dankte für ihren staunenswerten Opfersinn, und der Hoffnung Ausdruck verlieh, dass dieser gute, religiöse Sinn auch fernerhin in der Gemeinde anhalten möge.

Die sich anschließende Pontifikalmesse wurde verschönert durch eine vierstimmige Messe, gesungen vom Cäcilienverein Ommersheim. Nach derselben wurden noch 38 Kinder hiesiger Gemeinde gefirmt.

Wie der Empfang, so gestaltete sich auch der Abschied des Hochwürdigen Herrn Bischofs zu einer erhebenden Kundgebung treuer Anhänglichkeit der Oberwürzbacher zu ihrem Kirchenfürsten.

Jedermann wird wohl die Freude der Oberwürzbacher über ihre Kirche verstehen, die seither den äußerst beschwerlichen Weg zur Pfarrkirche zurücklegen mussten. Eine wahre Jubelstimmung durchklang den ganzen Festtag. In verschiedenen Lokalen erfreuten die Mitglieder des Gesangvereins Hochscheidt-Reichenbrunn das Publikum durch schön vorgetragene Gesangsstücke.

Alles in allem, was Oberwürzbach bisher für die neue Kirche getan hat sowie was für die Kircheneinweihung selbst und zur Verherrlichung dieses Tages aufgeboten wurde, verdient nur Lob und Anerkennung und mit berechtigtem Stolze und Freude werden die Oberwürzbacher stets auf diesen Tag zurückschauen«.

Im Januar 1930 wurde in Oberwürzbach bekannt, dass die kath. Kultusgemeinde Sulzbach 3 Glocken verkaufe, da sie sich für ihre neue Kirche ein größeres Geläute angeschafft hatte.

Nach wochenlangen Diskussionen für oder gegen die »gebrauchten Glocken aus Sulzbach« kam der Kauf zustande.

Am 19. März hatten die Gläubigen Gelegenheit, die Glocken vor der Kommunionbank, dort hatte man sie aufgestellt, zu besichtigen. Aufgehängt am 4. und 5. April läuteten sie zum ersten Mal am Vorabend des Passionssonntags zwischen 11 und 1 Uhr des Nachts den Sonntag ein.

Leider war dem Geläut nur noch eine relativ kurze Lebensdauer beschieden. Am 31. Januar 1942 holte man die beiden größten Glocken mit einem Gewicht von je 380 und 600 kg vom Turm, um sie wie viele andere Glocken unserer Heimat der Kriegsindustrie zuzuführen.

Infolge ihrer landschaftlich so schönen und auch günstigen Lage zur Stadt St. Ingbert vergrößerte sich die Gemeinde zusehends, dass die Notwendigkeit einer Kirchenerweiterung immer dringender wurde.

Das Gotteshaus hatte ja nur 240 Sitzplätze und auch die Kriegsschäden mussten noch beseitigt werden. Als die Finanzierung gesichert war, konnte die Pfarrei an den notwendigen Umbau herangehen.

Die Pläne für diesen Erweiterungsbau kamen aus dem Bischöflichen Bauamt von Diözesanbaurat Wilhelm Schulte. Die Bauleitung hatte Architekt Kreischer übernommen. Die Bauarbeiten wurden von der Firma Wittemann aus St. Ingbert ausgeführt.

›Schwesternhaus‹

So wurde die Längsseite der alten Kirche zur Schmalseite des neuen Gotteshauses, das, als es fertig war, die beachtlichen Ausmaße von circa 42 x 20 Metern erreichte. Der alte Chorraum wurde zu einer Kriegergedächtniskapelle hergerichtet, in deren Mittelpunkt raumbeherrschend eine Pieta die Blicke der Besucher auf sich zieht.

Unter Ausnutzung des ansteigenden Geländes konnte im Untergeschoß ein Pfarrsaal eingeplant werden. Neben den bauausführenden Firmen waren viele freiwillige Helfer tätig, um die Kirche für den Tag der Einweihung am 14. Oktober 1951 durch Bischof Dr. Josef Wendel würdig herzurichten. 

Quelle: Buch 800 Jahre Oberwürzbach, Herausg.: Mittelstadt St. Ingbert, Druck: Pfälzische Verlagsdruckerei

 

 
Filialkirche St. Chrodegang in Reichenbrunn

  • 1966-67 Neubau
  • Künstler: Lucjian Orzeck (Krakau/Polen), Wandgemälde »Letztes Abendmahl« 1995; Wandfries (Fresken) St. Chrodegang in Begleitung von St. Pirmin und St. Bonifatius und Szenen aus seinem Leben
  • Kreuzweg

Ein ganz besonderer Meilenstein in der Geschichte des Ortsteiles Reichenbrunn ist der Bau einer eigenen Kirche im Ort. Damit erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch der Reichenbrunner Katholiken. Das Grundstück für den Kirchenbau war die Schenkung einer Reichenbrunner Familie wird von der Kirchenverwaltung Oberwürzbach am 15.09.1963 zu treuen Händen angenommen und am 14.11.1963 auch durch die Diözese Speyer genehmigt.

Am 10.01.1965 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, dem nicht nur Reichenbrunner, sondern auch Oberwürzbacher Bürger beitraten. Man entschließt sich zu einem Kirchenbau aus Fertigteilen, da diese Bauweise preiswerter und der Kirchenbau schneller errichtet werden kann.

Auf Wunsch des Seyerer Bischofs wurde zum Kirchenpatron der heilige Chrodegang gewählt. Der Entwurf für die Kirche wird vom bischöflichen Bauamt in Speyer ausgearbeitet. Die Ausführung des Neubaues übernimmt die Firma Josef Hebel, Memmingen. Polier war Hermann Bögele, der Bauarchitekt Alois Mark.

Am 2.9.1966 erfolgte der erste Spatenstich und am 15.10.1966 legte Domkapitular Prälat Josef Schwartz den Grundstein. Am 15.11.1966 wurde das Richtfest gefeiert und bereits am 18.12.1966, vormittags 9:30 Uhr wurde die neue Kirche durch den Speyerer Bischof Isidor Markus geweiht.

Nach Vervollständigung der Inneneinrichtung wurden am 22.05.1972 drei Glocken mit dem Namen Herz Jesu, St. Maria und St. Chrodegang geweiht. Das Geläut ist abgestimmt auf die Glocken der Mutterkirche in Oberwürzbach.

Am 28.05.1972 erhielt die elektrische Orgel im Rahmen einer kirchenmusikalischen Feierstunde ihre Weihe. Im Frühjahr 1981 erhielt die St. Chrodegang-Kirche den Außen- und Innenanstrich und bietet seitdem einen gefälligen und würdigen Anblick. 


Ende der Kirche St. Chrodegang

 Oberwürzbach hat zwei katholische Kirchen – das ist eine zu viel, sagen das Bistum und die Pfarrei.

Und die Qual der Wahl fiel auf das bereits ungenutzte Gotteshaus in Reichenbrunn. Bei einer Info-Veranstaltung soll die Pfarrgemeinde am 20. März 2024 informiert werden.

Profanisierung bedeutet, dass die Kirche ihre Eigenschaft als Gotteshaus verlieren wird und anderweitig genutzt werden kann.

Die Sparzwänge, die das Bistum Speyer den Kirchengemeinden auferlegt, lassen der Pfarrei Heiliger Martin mit den Katholiken in Rohrbach, Hassel und Oberwürzbach, zu der die Reichenbrunner Kirche gehört, keine andere Wahl.

Im Sommer 2024 wird es die letzte Messe in St. Chrodegang geben, mit der die Profanierung verbunden ist. »Das ewige Licht wird nach dieser Messe in St. Chrodegang verlöschen,« so Pfarrer Klein

Er schließt nicht aus, dass die Kirche abgerissen werde, um Platz für Baugrundstücke zu machen.

Die Orgel von St. Chrodegang wurde bereits verkauft. Die Orgel befindet sich jetzt in der Landauer St. Augustinus-Kirche.

Die beiden Figuren im Kirchenschiff, die Mutter Gottes und der Heilige St. Chrodegang, sollen erhalten werden. Außerdem sollen die Darstellungen des Kreuzweges erhalten bleiben.

 

Die Profanierung einer Kirche wird im Rahmen eines Gottesdienstes vorgenommen, den der Bischof hält. Am Ende dieses Gottesdienstes wird der Reliquienstein ebenso wie der Tabernakel entnommen, das ewige Licht wird gelöscht. Dann ist der Weg frei für eine anderweitige Nutzung und das Ende der Kirche St. Chrodegang endgültig besiegelt.

 

Quellen: Literatur-Auswahl: Bernhard H. Bonkhoff: Die Kirchen im Saar-Pfalz-Kreis. Saarbrücken 1987,  Quellen: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Archiv, Bestand St. Ingbert, St. Chrodegang (Dossier K 534); kunstlexikonsaar.de / kunst-im-sakralen-raum, Buch 800 Jahre Oberwürzbach, Mittelstadt St. Ingbert, Pfälzische Verlagsdruckerei