Auf der Straße von St. Ingbert nach Ensheim bei einer Wegkreuzung stand bis vor kurzem ein uraltes, mit der Zeit morsch gewordenes Eichenkreuz, das jetzt durch ein neues kunstvolles Kreuz ersetzt ist. Von der Entstehung des ursprünglichen Kreuzes geht folgende Sage:
Vor mehr als hundert Jahren trieb an einem schwülen Sommernachmittag ein Landmann sein Ochsengespann dem Gehöft Reichenbrunn zu. Er hatte es eilig; den der Abend war nahe und am Himmel stieg schwarzes Gewölk drohend herauf und schon hörte er dann und wann den Donner grollen.
Da, als die Zugochsen an die Wegkreuzung kamen, blieben sie plötzlich halten. Umsonst schwang der verzweifelte Bauer, der seine Wagenladung noch rasch vor dem Gewitter in Sicherheit bringen wollte, die Peitsche.
Die sonst so willigen Tiere blieben stehen und waren von der verrufenen Stelle nicht mehr fortzubringen. Ein fürchterlicher Regenschutt hub an. Unaufhörlich krachte und blitzte es um ihn und gleichzeitig ward eine solche Finsternis, dass er keinen Schritt mehr weit sehen konnte.
Da entblößte der Bauer sein Haupt und gelobte, wenn Gott ihn aus der großen Gefahr errette, soll ihm dieser verrufene Kreuzweg ein geweihter Ort sein. Er wolle dankbar ein Kreuz errichten, das verkünden solle: »Gott, der Herr hilft allezeit«.
Kaum hatte er das Gebet gesprochen, da zog das Gespann von selbst wieder an, das Gewitter hörte auf und der Landmann brachte seine Fuhre unversehrt unter Dach.
Alsbald aber kündet ein hohes Kreuz von der wunderlichen Geschichte und Errettung.
Quelle: Hebel, Friedrich Wilhelm - ›Pfälzische Sagen‹, Neue Folge, Kaiserslautern 1930, S.110-111)