Auf den Spuren der ersten deutschen Ärztin
»Mitteldeutsche Zeitung« vom 07.09.2005
VON VICTORIA GABRIEL / QUEDLINBURG/MZ
»... Im Steinweg 51 wird am Tag des offenen Denkmals das Geburtshaus der Dorothea Christiane Erxleben zu besichtigen sein. Die erste deutsche Ärztin kam 1715 in dem 1701 erbauten Fachwerkhaus zur Welt. Schon als junges Mädchen wurde sie von ihrem Vater Christian Polykarp Leporin in Heilkunde unterrichtet. Der Arzt nahm sie zu seinen Patienten mit und ließ sich sogar von seiner Tochter in seiner Praxis vertreten.
Dorothea durchlief die gleiche Ausbildung wie ihr Bruder und strebte ebenso das Erlangen eines akademischen Grades an.
Doch das war gar nicht so einfach. Denn als Dorothea Erxleben anfing zu praktizieren, wurde sie von anderen Ärzten ihrer Heimatstadt als Dilettantin beschimpft, weil die junge Frau keine formelle, akademische Ausbildung besaß. Aber davon ließ sich die tapfere Frau nicht entmutigen. Sie wandte sich an Friedrich den Großen, der damals die Universität in Halle anwies, und wurde von ihm zur Promotion zugelassen.
Erst lehnte Dorothea aufgrund ihrer Hochzeit das Privileg ab, doch das änderte sich als sie 1747 die Praxis ihres verstorbenen Vaters übernahm. Im Alter von 39 Jahren erwarb Dorothea Christiane Erxleben als erste Frau in Deutschland den medizinischen Doktorgrad und tat dies gegen den Widerstand all derer, »die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten wollten«.
Nach ihrer Promotion führte die Ärztin ihr Leben wie bisher weiter: sie kümmerte sich um ihre neun Kinder, führte den Haushalt und Behandelte ihre Patienten. Deutschlands erste Medizinerin verstarb bereits 1762 an einer Infektion. Erst über 150 Jahre nach ihrem Tod durfte die nächste deutsche Frau den akademischen Doktortitel erlangen.
Seit 2003 findet man in dem kulturhistorischen Gebäude ein Hotel, welches den Namen der ersten deutschen Ärztin trägt, vor. Die richtige Größe, das passende Alter sowie der historische Hintergrund des Hauses machten das Bauwerk zu dem perfekten Objekt für Besitzerin Notburga Abel. Alle Zimmer tragen Namen von bekannten deutschen Medizinern und sind daraufhin individuell passend eingerichtet. Deswegen wird hoffentlich den Besuchern zum Tag des offenen Denkmals nicht nur Einblick in das Geburtszimmer gewährt.«