Großregion SaarLorLux
Website Thomas Abel

Naturschutzgebiete an der rechten Obermoselseite

Geologische Beschreibung:

Die Begrenzung des Obermoseltals sind im oberen Bereich sanft geneigte Schotterflächen der Mittelterrasse und Oberen Niederterrasse, die teilweise von größeren Waldflächen bestanden sind.

Die Mosel ist in diesem Abschnitt weitgehend kanalisiert. Im unteren Teil der Landschaft ist das Moseltal enger und steiler (etwa 120 bis 160 m tief eingeschnitten).

Hier wechseln enge Schleifen und gerade Strecken des Flusslaufs, ehe er sich an der Sauermündung nach Osten wendet und in die Trierer Talweitung eintritt. Die Mosel durchfließt hier ein tektonisch stark gestörtes Schollenfeld, so dass die Talränder von unterschiedlichen Gesteinsserien aufgebaut werden.

Die Hochflächen der Landschaft werden intensiv ackerbaulich genutzt, während die Hänge teilweise mit Wäldern bestanden sind und im unteren Bereich überwiegend für den Weinanbau genutzt werden.

Auf dem Talboden wird im oberen Bereich, wo er breiter ist, Kies abgebaut, während er in den schmaleren Teilen als Grünland genutzt wird.

Es befinden sich zwei NSG im unteren (rheinland-pfälzischen) Teil der Landschaft, »Nitteler Fels« und »Langheck bei Nittel«.

Wertvolle Lebensräume sind in dieser Landschaft v.a. die charakteristischen, vielfältigen Talhänge und die Sekundärbiotope (Kiesweiher) im oberen Teil.

Einige Bereiche der Moselaue sowie der Hangbereiche sind als FFH- (=Fauna-Flora-Habitat) bzw. Vogel-schutzgebiete gemeldet. Erwähnenswert ist noch sowie das Naturschutzgebiet Atzbüsch-Hammelsberg mit seinem Orchideenvorkommen grenzübergreifend  im Hangbereich an der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich bei Perl.

            

Schutzgebietsanteile (% Gesamtlandschaftsfläche, Stand 2010)

FFH-Gebiete

12,21 %

Vogelschutzgebiete

  4,76 %

Naturschutzgebiete

  0,82 %

Nationalparks

  0 %

sonstige Schutzgebiete

  0 %

     

Naturschutzgebiet Montenach (F)

Vielen Orchideenfreunden ist das aus sieben Hügeln bestehende Naturschutzgebiet Montenach ein Begriff. Das hochwertige Naturschutzgebiet verdankt seine Existenz ausschließlich der Tatkraft und dem Einsatz der Montenacher Bevölkerung.

Knabenkraut (Dactylorhiza occitanica)

Das ganze Dorf hat die Unterschutzstellung der Orchideenhänge bei den Behörden durchgesetzt. Deshalb sind, auch zu Recht, die Montenacher stolz auf ihre Orchideen und allgemein auf seltene Pflanzen und Tiere in ihren Naturschutzgebieten.

Montenach ist umgeben von sieben Hügeln, die sämtlich auf Initiative der Einheimischen unter Naturschutz stehen und die als ›Europa 2000 Schutzgebiet‹ ausgewiesen sind.

Auf einem Teil der Hügel wurden für Naturbegeisterte und Fotografen markierte Wege geschaffen, so dass die Besucher ohne das sensible Gelände zu betreten alle Kostbarkeiten bewundern und fotografieren können.

Viele der Teilnehmer waren überrascht über den großen Reichtum an Orchideen. So etwas hatten sie noch nicht gesehen. Messungen in Montenach haben einen großen Anteil an Mangan in den Standortböden ergeben. Mangan trägt nach neueren Berichten zu Stickstoffarmut bei (Möller) und begünstigt somit den großen Orchideenreichtum der Montenacher Hügel.

         

Naturschutzgebiet Hammelsberg  - Atzbüsch bei Perl

Von Mitte Mai bis Mitte Juni blühen im Bereich des ehemaligen Dolomitsteinbruch eine Vielfalt teilweise seltener Orchideenarten.

Die Pfade zwischen den Pflanzenstandorten dürfen nicht verlassen werden.

Das grenzüberschreitende Naturschutzgebiet »Hammelsberg« ist eingebunden in die Wanderstrecke »Panoramaweg« Perl. Start: Wald- und Wanderparkplatz »Atzbüsch« oberhalb von Perl (Richtung BAB)


Landschaftsschutzgebiet »Moselaue bei Nennig«

Seit 14. April 2017 ist das Landschaftsschutzgebiet »Moselaue bei Nennig« offiziell ausgewiesen. Das Landschaftsschutzgebiet »Moselaue bei Nennig« ist ein Teil des europaweiten Netzes von »Natura 2000-Gebieten«. Diese Gebiete sollen dem Erhalt der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Tiere und Pflanzen dienen.

Im Landschaftsschutzgebiet »Moselaue bei Nennig« haben speziell bedrohte Schmetterlinge, seltene Fledermaus- und Fischarten und Amphibien ein Zuhause gefunden. Aber auch bedrohte Brut-, Rast- und Zugvogelarten finden in dieser reich struktuierten Landschaft ihre Lebensräume.

Anmerkung: Dies führt dazu, dass verschiedene Handlungen und Nutzungen im Schutzgebiet unzulässig sind. So ist das Verlassen der Wege, jeglicher Badebetrieb und das Surfen untersagt. Des Weiteren sind beispielsweise Feuer machen und Grillen nicht zulässig. Ebenso dürfen Hunde nicht abseits der Wege frei herumlaufen, da dies mit erheblichen Störungen der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Pflanzen und Tiere, hier besonders der Brut-, Rast- und Zugvögel, verbunden ist. 

Quelle: »Mosella« 24/2018 

       

Naturschutzgebiet Nitteler Fels

Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

Zwischen Nittel und Wellen befindet sich das Naturschutzgebiet Nitteler Fels. Hohe Dolomit- und Kalkfelsen bilden ein eindrucksvolles Panorama und bieten Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen, insbesondere für Vogel-, Insekten-, Reptilien-, Fledermaus- und Orchideenarten.

Die Zone ist klimatisch begünstigt, wie man an der Pflanzenvielfalt wunderbar erkennen kann. Zahlreiche im Mittelmeerraum beheimatete Pflanzenarten wie Orchideen, Felsbirne, Pfaffenhütchen, Schneeball und Buchsbaum wachsen hier. Dazu gehören auch Orchideenarten, die auf Trockenrasen oberhalb der Felsen blühen.

Ebenso gedeihen hier Weißdorn, Wechsel- und Kornelkirsche. Das günstige, kontinental geprägte Klima ist durch die Schutzlage zwischen den Gutlandhochflächen bedingt.

       

Orchideenparadies »Perfeist« bei Wasserliesch

Auf dem Plateau des Löschemer Berges in Wasserliesch liegt das Naturschutzgebiet »Perfeist" mit einer einzigartigen Vegetation. Aufgrund von günstigen Klima und Bodenverhältnissen siedelten sich hier eine Vielzahl von inzwischen selten gewordenen und geschützten Pflanzen- und Tierarten an, vor allem Orchideen.

Mit 28 Arten, bei Knabenkräutern angefangen über Bocksriemenzungen bis hin zum Gelben Enzian, ist das Gebiet eines der bedeutendsten Orchideenvorkommen Deutschlands.

      

Orchideenweg Wasserliesch, Länge: 6 km

Start: Wanderparkplatz, Löschemer Berg, Wasserliesch

Die Orchideen nehmen in unserer Vorstellungswelt einen besonderen Platz ein. Unsere Phantasie führt in jenen Brutkessel des tropischen Regenwaldes, aus dessen Dämmerlicht betörend duftende Blüten, am Gezweig exotischer Bäume rankend, aufleuchten und aus dem die Orichideenjäger einst unter Lebensgefahr die uns so wertvoll scheinende Blumen holten.

Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis)

Tatsache ist, dass die Orchideen mit ihren über 20.000 Arten in etwa 700 Gattungen die wohl umfangreichste Familie der Blütenpflanzen sind.

Sie leben vor allem in den feucht-heißen Gebieten unserer Erde. Der Arten- und Formenreichtum nimmt in den gemäßigten Breiten ab. In Mitteleuropa rechnet man nur noch mit etwa 60 Arten in 27 Gattungen.

Es überrascht vielleicht den Laien, dass freilebende Orchideen auch in unserer Heimat vorkommen. Viele davon sind selten und kommen nur in räumlich eng begrenzten Gebieten vor.

Dabei dürfte es überraschen, dass die Wasserliescher Fluren mit 28 Arten auf ziemlich eng begrenztem Raum wohl das artenreichste Gebiet in Deutschland.

Etwa 20 Arten wachsen davon im Bereich des Naturschutzgebietes ›Perfeist‹. Weitere 12 Arten gibt es im Umkreis von 60 Kilometern.

Von den 50 in Rheinland-Pfalz und dem Saarland früher nachgewiesenen Arten sind (nach H. Neumann: Orchideen in Rheinland-Pfalz und im Saarland) inzwischen 6 Arten (12%) ausgestorben, 12 Arten (24%) vom Aussterben bedroht, 16 Arten (32%) stark gefährdet, 8 Arten (16%) sind gefährdet und die restlichen 8 Arten sind potentiell gefährdet. Somit stehen alle unsere einheimischen Orchideenarten unter Naturschutz und dürfen z.B. nicht gepflückt oder ausgegraben werden.

Ursachen für die starke Gefährdung unserer Orchideenarten sind vor allem die Lebensraumzerstörungen. Kalkhalbtrockenrasen oder Magerrasen waren in unserer Gegend früher oft Wiesen, die in Gemeindehand waren (Allmendegebiete) und von allen Gemeindemitgliedern beweidet werden konnten. Dies gilt auch für das Naturschutzgebiet Perfeist in Wasserliesch.

Hierdurch waren diese Wiesen immer überweidet und wurden nicht gedüngt. Bei kalkhaltigem Untergrund ist dies ein idealer Standort für viele wärmeliebende und lichthungrige Orchideenarten, die gut an diese Bedingungen angepasst sind. Inzwischen werden diese Wiesen jedoch nicht mehr beweidet und verbuschen.

Knabenkraut (Dactylorhiza occitanica)

Nach einigen Jahrzehnten werden diese Flächen als Folge der natürlichen Sukzession bewaldet sein. Somit verschwinden dann die lichthungrigen, wärmeliebenden Arten. Daneben werden durch vermoderndes Gras und andere Pflanzenteile verstärkt Nährsalze produziert, wodurch die Mykorrhiza zwischen dem Pilzgeflecht und den Orchideen nicht mehr funktioniert.Dies ist auch der Grund dafür, dass man keine Orchideen auf intensiv genutzten und gedüngten Flächen findet.

Deshalb müssen solche Magerrasengebiete auf denen Orchideenarten vorkommen auch nach den traditionellen extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden gepflegt werden, oder es wird gemäht und das Mähgut wird aus dem Gelände gebracht, sodass nicht so viele Nährsalze produziert werden können.

Neben den lichthungrigen Arten, sind die an Feuchtgebiete angepassten Arten besonders stark gefährdet, da Kalksümpfe sowieso nur selten vorkommen und dann häufig auch trocken gelegt wurden.


Anmerkung:

Leider wird auch festgestellt, dass seltene Arten von Orchideenliebhabern ausgegraben werden und »Orchideentouristen« Schäden beim Fotografieren anrichten.

Auch im Orchideengebiet Perfeist sieht man immer wieder solche »Fotosuhlen«.

Deshalb eine Bitte an alle Freunde seltener Pflanzen: Bewegen Sie sich vorsichtig und umsichtig im Gelände, bleiben sie auf den vorgegebenen Wegen, damit mögliche negativen Auswirkungen unterbleiben!

Selbstredend ist es streng verboten, Orchideen auszugraben und mit nach Hause zu nehmen. Kultivierungsversuche von ausgegrabenen Exemplaren im eigenen Garten enden sowieso fast immer erfolglos, da der Boden zumeist zu viele Nährsalze enthält und der entsprechende Mykorrhiza-Pilz dort nicht wachsen kann!